Das Manderscheider Kloster Sankt Josef

Anfang des 19. Jahrhunderts hatte der Königliche Friedensrichter Johann Heinrich Schmitz bei der Veräußerung der Domänen durch die Franzosen den hinteren Flügel der ehemals Kurfürstlichen Kellnerei ersteigert und zu seinem Wohnhaus umgebaut.
Seine Tochter Margaretha Gattermann vererbte 1887 ihr Elternhaus nebst Scheune und Stallungen, Hofbering und dem Platz unter dem Haus der Kirchengemeinde zu Manderscheid. Zunächst wurde das sogenannte "Friedensrichter Haus" vermietet. Am 12. November 1894 errichtete der Trierer Bischof Michael Felix Korum auf Bitten von Dechant Ludwig Zöllner in dem Haus einen Konvent der Franziskanerinnen von Waldbreitbach und kaum drei Wochen später wurde das St. Josefs Kloster am 1. Dezember offiziell eröffnet. In einer kleinen Prozession, gebildet von Schulkindern, dem Kirchenvorstand und dem Gemeinderat, wurden die ersten vier Schwestern, Oberin Sr. Luzia, Sr. Fabiana, Sr. Achstia und Sr. Archangela, in ihrer Mitte die Stellvertreterin der Ehrwürdigen Mutter, Sr. Aloisia, morgens nach der hl. Messe in ihr neues Heim geleitet.
Das ehemalige Friedensrichter-Haus hatte acht Zimmer und zwei Mansarden, zu wenig für ein Kloster. So bauten die Schwestern aus Scheune und Stallungen neue Räumlichkeiten, sodass das Haus nunmehr über fünfzehn Zimmer verfügte. Im Jahre 1900 baute man das Dachgeschoß aus, wodurch abermals sieben neue Zimmer hinzukamen. Gleichzeitig baute man im unteren Hof ein Isolierhaus für ansteckend Kranke, Parterre eine Waschküche und ein Leichenzimmer und auf der darüberliegenden Etage zwei Krankenzimmer. 1901 gestattete der Bischof die Einrichtung einer Hauskapelle. 1931 kauften die Schwestern von der Ortsgemeinde das angrenzende "Lehrerhaus", im angrenzenden alten Amtsgebäude war früher einmal die Schule und die Wohnung des Lehrers untergebracht, und errichteten für die Hausbewohner einen Speisesaal mit Nebenzimmer und überdeckter Oberterrasse. Das Kloster war Kranken- und Pflegeheim, Altenheim, Kindergarten, Handarbeitsschule und Fremdenpension.
1969 wurde das Kloster wegen Schwesternmangel aufgegeben. Die letzten Manderscheider Schwestern waren Sr. Hildebalda, Sr. Anselma, Sr. Apollonia, Sr. Simperta, Oberin Sr. Eufra und Sr. Charlotte. In den 75 Jahren wirkten 110 Schwestern in Manderscheid, fünf von ihnen fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem hiesigen Friedhof. Nachdem ihre Ruhestätten von der Gemeinde unverständlicherweise aufgelöst worden waren, errichtete der Förderverein des Heimatmuseums 2015 auf dem Friedhof ein Gedenkkreuz für die Schwestern des ehemaligen St. Josefshauses.


Nach Auflösung des Klosters fielen die Besitzrechte durch Schenkungsvertrag 1969 wieder an die Kirchengemeinde zurück. 1975 kaufte die Verbandsgemeinde das Haupthaus, nachdem bereits vorher das Isolierhaus an einen Privatmann verkauft worden war. Der Erlös floss in den Kirchenbaufonds für die neue Lebensbaumkirche.
Im Zuge der Erweiterung des Rathauses wurde das Kloster abgerissen.