Manderscheid
Manderscheider Impressionen
Auf einer Dienstreise in seinem Kurfürstentum machte die Kutsche des Kurfürsten und Erzbischofs Clemens Wenzeslaus auch in dem Städtchen Manderscheid halt. Am Stadttor standen der Amtmann und Rat, um ihn mit den Worten zu begrüßen,
„Kurfürstliche Gnaden, die Stadt ist treu und untertan“.
Da lächelte der Kurfürst und sagte:
„Ich habe nie eine Stadt gesehen, die mehr einem Dorfe gleicht wie Manderscheid, aber es ist das schönste Dorf im ganzen Kurfürstentum".
Das Manderscheider Heimatlied
0h Manderscheid, wie herrlich / am tiefen Liesergrund / der Eifel Perle nennt dich / begeistert jeder Mund. / Die hohen Berge grüßen / hinab ins weite Tal / und tief zu ihren Füßen / rauscht mancher Wasserfall.
Zwei Burgruinen ragen / gemahnend alter Zeit / vom Felsen hochgetragen / ob dir, mein Manderscheid! / Von unten schimmert helle / der Lieser silbern Kleid / Grüß Gott, du flinke Welle / du fröhliches Geleit.
Vulkanisch ist der Boden / hoch ragt ein Krater auf / aus dem einst Flammen lohten / wir steigen ihn hinauf. / Und sieh! Auf hohem Berge / ein blauer See - ein Maar / das Maar vom Mosenberge / das wunderbare Maar.
Durch grüne Büsch und Hänge / im waldigen Revier. / Hinaus und lass die Enge / die Sorgen hinter dir. / Komm mit zum frohen Wandern / in dieser schönen Zeit / komm mit und sag‘s den Andern / Gegrüßt in Manderscheid.
Hier endet die Originalfassung des Manderscheider Heimatliedes. In späteren Jahren wurde von dem Kurgast M. Kasper noch folgende Strophe hinzugefügt:
Und muss ich Dich verlassen / mein Manderscheid so traut / ich ziehe meine Straßen / und allen sag ich‘s laut: /„Es kann in allen Reichen / vom Fels zum Meere weit / mit Dir sich nichts vergleichen / Mein liebes Manderscheid“.
Wer das Manderscheider Lied getextet und vertont hat ist nicht bekannt. Ich kann daher hier nur meine Vermutungen niederschreiben, die aber nicht ganz unrealistisch sind.
In den ersten Reiseführern von Manderscheid von L. von Beaury aus dem Jahre 1884 und der im Dauner Verlag A, Schneider 1886 erschienenen kleinen Broschüre ist der Text des Liedes nicht zu finden. Wäre das Lied damals schon bekannt gewesen, hätte man es sicherlich hier abgedruckt.
Der Text taucht erstmals nach 1900 mit einzelnen Strophen auf Postkarten auf. Das könnte auf den rührigen Bürgermeister Heinrich Josef Thielen hinweisen. In Zusammenarbeit mit dem Verlag Franz von Recklinghausen verfasste er einen Führer durch Manderscheid und seine Umgebung. Ebenso veranlasste er die ersten „Postkartenbilder“ von Manderscheid und Umgebung. Auch literarisch betätigte sich Thielen, um auf die Eifel aufmerksam zu machen. Seine bekannteste Erzählung "Das Grab im Schnee", beschreibt das Schicksal eines im Schneesturm erfrorenen Bettenfelders.
Es könnte daher gut sein, dass auch der Text des Manderscheider Heimatliedes aus seiner Feder stammt? Zeitlich und inhaltlich würde es passen.
Sicherlich existierte anfangs nur die Versform, vertont wurde es erst kurze Zeit später. Hier kommt nun der Manderscheider Lehrer Peter Hauprich ins Spiel. Mehr als dreißig Jahre (1901-1934) war er Hauptlehrer an der hiesigen Volksschule. Über 50 Jahre spielte er die Orgel in der Pfarrkirche und leitete ebenso lang den Kirchenchor. Neben all diesen Tätigkeiten betätigte er sich als Komponist und Heimatforscher.
Diese Beiden, Heinrich Josef Thielen und Peter Hauprich, könnten also Texter und Komponist des Manderscheider Liedes sein. Genau werden wir es wohl nie erfahren.
(Hans-Jürgen Neuhaus)
Manderscheider Flurkreuze
Collenkreuz (Kohlenkreuz)
Das Collen- oder Kohlenkreuz wie es im Volksmund heißt, steht im Distrikt "Perg" an der Straße nach Niedermanderscheid. Es trägt die Inschrift:
"Hier starb JOHANN THEODOR COLL am 30. August 1865"
Johann Theodor Coll wurde am 18. Oktober 1802 in Manderscheid geboren. Von Beruf war er Gastwirt, Krämer, Ackerer und amtlich bestellter Gutachter. Von 1852 bis 1863 gehörte er dem Gemeinderat an. Auf dem Heimweg von einer Versteigerung im heutigen Burg Café starb er an dieser Stelle um 10 Uhr vormittags an einem Schlaganfall. Seine Schwestern ließen zum Andenken an ihren Bruder das Kreuz aufstellen. Johann Theodor Coll wurde am 1. September 1865 auf dem Manderscheider Friedhof beerdigt.
Das Lagerbuch der Pfarrei berichtet von der Stiftung einer Messe:
"pro Theodoro Coll, caelibe, subito in platea propre Perch mortuus - 1867 fundatum anniversarium, soluti sunt 40 Thaleri" - für Theodor Coll, ledig, plötzlich auf der Straße nahe der Perch gestorben - 1867 wurde ein Jahrgedächtnis gestiftet, bezahlt sind 40 Thaler"
Kommer-Kreuz
In der Tranchot-Karte von 1810 ist das Kreuz eingezeichnet. Das Schaftkreuz aus rotem Sandstein beeindruckt durch seine schlanke und schlichte Form. Die Inschrift auf dem Schaft lautet:
VSTER HAN UND SEINE HAUSFRAW ANA VON ODERSDORF HABEN DIS CREUZ ZUR EHREN GOTTES AVFGERICHT ANNO 1685
Das Oberteil des Kreuzes mit gerundeten Kanten wurde 1787 erneuert.
Im Bereich des Kreuzes befindet sich auch der Kommerbrunnen. Der Brunnen war für die Manderscheider eine wichtige Wasserstelle. Hier wurde Wasser entnommen und Wäsche gewaschen. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich bis zum Ende der 1950er Jahre eine große Bleichwiese. Im Jahre 1868 wurde auf Beschluss des Gemeinderates der Bleichplatz eingefriedet und 1877 zusätzlich ein Waschhaus errichtet. Die Manderscheider nannten es "Kommerhäuschen". Im April 1948 beschloss der Gemeinderat, das stark baufällige Waschhaus abzureißen. Der Brunnen blieb erhalten. Anfang der 1960er Jahre wurde der Kommerbrunnen neu gefasst und in eine Sitzecke integriert. 2021 erfolgte eine umfassende Renovierung.
Frienenkreuz
Das Sandsteinkreuz mit der beeindruckenden Kreuzigungsgruppe trägt folgende Inschrift:
„ZU EHREN GOTTES HAT PETTERS HANS VON OBERMANDERSCHEIDT DAS CREUTZ LASSEN MACHEN UND AUFRICHTEN ANNO 1634“
Bis in die 1970er Jahre führte eine von drei Bittprozessionen von der Pfarrkirche zum "Frienen-Kreitz" und zurück.
Pehlener-Kreuz
Am 16. November 1944 erfolgte der erste Bombenangriff auf Manderscheider Bürger. Amerikanische Jagdbomber beschossen im Distrikt „Aspelt“ vom Feld mit ihren Fuhrwerken heimkehrende Bauern. Im damals noch mit dichtem Gestrüpp zugewachsenen "Pehlener Wäldchen", konnten einige Schutz und Deckung finden. Leider erreichten nicht alle die schützende Deckung. Maria Anna Pantenburg, Peter Walerius und Maria Elisabeth Burgund starben an ihren Verletzungen, Johann Pantenburg wurde verletzt, aber überlebte. 12 Kühe und 1 Pferd wurden ebenfalls getötet.
In Erinnerung an dieses tragische Ereignis wurde im Jahre 2020 dieses Kreuz aufgestellt.
Aktuelles aus Manderscheid finden Sie unter:
Internetseite Stadt Manderscheid - https://www.manderscheid.de/
Internetseite Burgenverein - https://burgen-manderscheid.de/?page_id=57