Die verlorene Weinkiste

Am 26. Januar 1925 erhielt die Polizeiverwaltung in Manderscheid folgendes Schreiben der Weingroßhandlung Carl Nordmeier aus Essen:
„Die Firma Louis Steinmetz, Baugeschäft in Vohwinkel, hat für mich bei der Firma Fritz Orth in Trier 44 Kisten Wein per Lastauto abgeholt. Auf dem Wege vor oder durch Manderscheid ist eine Kiste mit 50 Flaschen Ockfener Bockstein vom Wagen heruntergefallen. Ich wäre Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn Sie sich bemühen würden und nachfragen lassen, ob vielleicht irgendein Einwohner von dort die fragliche Kiste mit Wein gefunden hat. Sollte dieses der Fall sein, so bitte ich Sie höflichst unter Berechnung der Spesen, die Kiste Wein an Gasthaus Müllejans abzuliefern. Vielleicht ist es angänglich ein kleines Inserat in der dortigen Zeitung setzenzulassen. Der Chauffeur der Firma Steinmetz wird Ende der Woche bei Ihnen vorsprechen und die entstandenen Kosten erledigen. Für Ihre Bemühungen im Voraus besten Dank zeichnet hochachtungsvoll Carl Nordmeier“
Am 4. Februar antwortete Bürgermeister Hans Kiefer, dass die gewünschte Bekanntmachung im Ort durchgeführt wurde, die Kiste Wein aber noch nicht abgegeben wurde.
Daraufhin bat Carl Nordmeier in einem Schreiben vom 15. Februar darum, eine Annonce im Wittlicher Kreisblatt aufzugeben.
Bürgermeister Kiefer leitete die Angelegenheit an den hiesigen Landjägermeister Weinstock weiter, mit dem Hinweis, dass die Kiste angeblich in oder vor Manderscheid verloren ging. Eine Wiedervorlage sollte dann am 1. April 1925 erfolgen. So weit die Aktenlage.
Ob die Kiste Wein jemals aufgetaucht ist oder wer letztendlich den Wein getrunken hat, konnte trotz intensiver Recherche nicht ermittelt werden. Und ob heute noch in einem dunklen Weinkeller der Stadt eine der damals so gesuchten Flaschen Ockfener Bockstein schlummert, ist nicht bekannt.
Der Ockfener Bockstein ist eine Große Lage des VDP und wer sich für Wein wirklich begeistern kann, kommt an den Flaschen mit dem VDP-Adler nicht vorbei, denn das Markenzeichen signalisiert Spitzenqualität. Kein Wunder also, dass Carl Nordmeier damals alles in Bewegung setzte, um seine Kiste mit dem begehrten Riesling zu finden.