Die ersten Manderscheider Ansichten
Orts- und Landschaftsbeschreibungen, sogenannte Topographien, erscheinen erstmals im 15. Jahrhundert. Die bekannte Schedelsche Weltchronik von 1493 beschränkte sich allerdings auf nur wenige wichtige Städte. Auch Sebastian Münsters erstmals 1534 und dann in über 40 Auflagen nachgedruckte Cosmographie bringt bereits einige, allerdings recht einfache Städteansichten.
1572 erschien erstmals das Städteansichtenbuch „Civitates Orbis Terrarum“, das der Kupferstecher und Radierer Frans Hogenberg zusammen mit Georg Braun herausgab. Das Druckwerk, vermutlich angeregt durch Sebastian Münsters „Cosmographia“, umfasst über 600 wirklichkeitsnahe Stadtansichten und Stadtpläne. Sie wurden in sechs Bänden zwischen 1572 und 1618 herausgegeben und zeigten alle größeren Städte in Europa, Afrika, Asien und sogar in Amerika. Die Texte verfasste Georg Braun, Frans Hogenberg stach die Pläne und Ansichten der ersten vier Bände, viele davon nach Vorlagen von Joris Hoefnagel. Hogenbergs Sohn Abraham und Simon van den Neuwel sind im Wesentlichen die Schöpfer der Tafeln in Band V und VI. Für unser Wissen über mittelalterliche Stadtstrukturen sind diese Stiche einzigartig. Die historische und künstlerische Bedeutung dieses Werks bleibt bis heute überragend.
In Band V ist Manderscheid als einzige Ansicht aus der Eifel dargestellt. Das Blatt zeigt in der oberen Hälfte die Städte Bernkastel und Zell und in der unteren Hälfte die Manderscheider Burgen mit dem Grafenpaar an der Lieserschleife.
1623 veröffentlichten Daniel Meisner als Poeta laureatus und Eberhard Kieser als Kupferstecher und Verleger in Frankfurt am Main das „Politisches Schatzkästlein - Thesaurus philopoliticus“. Im Gegensatz zu den damals bekannten Sammelwerken mit historischen Stadtansichten legten Autor und Verleger vor allem Wert auf die Emblemszenen im Vordergrund jeder Abbildung und auf die daran anknüpfenden Sinnsprüche in Versform. Die Stadtansichten waren nur schmückender Hintergrund. Es war die Idee von Daniel Meisner diese beiden Komponenten zu vereinen. Mit den Sinnsprüchen und emblematischen Darstellungen wollten sie "den Leser belehren, erbauen und zu einem besseren Wandel führen".
Die Manderscheider Ansicht ist mit dem deutschen Sprichwort „Muß, ein bitter Kraut“ versehen. Unter der Ansicht folgen die Verse in lateinischer und deutscher Sprache.
"Ingens est telum, pro more, necessitudo:
Hinc merito Festis omne necesse est".
Muß ist ein herb und bitters Kraut,
bißweiln will es nicht in die Haut,
dahero dann Angst, Noth und Plag,
durchauß hat keinen Feyertag.
Die Topographia Germaniae ist eines der Hauptwerke des Kupferstechers und Verlegers Matthaeus Merian, das von 1642 bis 1654 zunächst in 16 Bänden erschien. Er schuf die Topographia gemeinsam mit Martin Zeiller aus Ulm, der für die Texte verantwortlich war. Zu dieser großen verlegerischen Aufgabe war er durch den guten Verkaufserfolg des von Daniel Meisner und Eberhard Kieser ab 1623 herausgegebenen Thesaurus philopoliticus (Politisches Schatzkästlein), an dem er zeitweise als Vorlagezeichner und Stecher mitgearbeitet hatte, ermutigt worden. Das Werk zeigt sehr detailliert mehr als 2.000 Ansichten von bemerkenswerten Städten, Klöstern und Burgen des Heiligen Römischen Reiches und gilt bis heute als eines der bedeutendsten Werke der geografischen Illustration.
1647 erschien Band 8, die „Topographiae Westphaliae“, in der Merian die „vornembsten, und bekantisten Stätte und Plätz im hochlöbl. westphälischen Craiße“ beschreibt. Blatt 45 zeigt Manderscheid neben der Stadt Mühlheim.
Manderscheid / das Schloß / von etlichen Mangerichscheid / Mangerici Limes, oder Manfridsscheid / Limes Manfridi, genannt / an dem Fluß Leser / oberhalb Witlich / in dem Trierischen Land gelegen. In der Trierischen Chronic ist auffgezeichnet / daß Ertzbischoff Adelbero zu Trier / der Anno 1152. gestorben / Manderscheid / das von Natur vest; wie auch Epternach / vnnd andere / deß Graffen von Namur / so sich der Münch zu S. Maximin bey Trier / wider ihn / den Ertzbischoff / angenommen / einbekommen / erobert / vnd nidergerissen; dessen Nachfahr Hillinus den Thurn im Schloß allhie gebawet; hergegen dem Graffen von Namur / Machern vberlassen habe. Es seyn aber gleichwol fürnehme Graffen lange Zeit hernach gewesen / so sich von Manderscheid geschrieben / vnd in drey vnderschiedliche Linien / als 1. Manderschied / Blanckenheim / vnnd Gerhartstein / 2. Manderschied Keyl / vnnd 3. Manderschied Schleiden / (welche letztere in einem Himmelblawen mit Lilien besäeten Feld / einen Löwen führen) außgetheilet haben; darvon in der Reichs-Matricul / so vornen bey der Continuation deß Itinerarii Germaniae Mart. Zeilleri, zufinden / p. 26. Bericht gethan wird. Vnd haben die der letzten Lini im Stättlein Schleiden / in der Eyffel / ordinari Hoffgehalten / welches Anno 1610. die Ertzhertzog Leopoldischen Soldaten / im Gülchischen Krieg / eingenommen / vnnd geplündert; so aber von deß Graff Friderichs von Solms / Gubernators der benachbarten Gülchischen statt Deuren / Volck / entsetzt worden ist. Es ligt dieses Schleiden / oder Sleiden / an dem Fluß Orffe / oder Orfft / zwischen Blanckenheim / Arenberg / vnd Gemünd. In dem fünfften Theil deß G. Braunen Stättbuch / werden zwey Manderscheid / in der Eyffel gesetzt / deren das Eine Ober-Manderscheid / genant wird / auff einem Felsen ligt / nach dem Lager / vnd Gelegenheit selbigen Orts / Holtz genug / auch an Weinwachs nicht Mangel hat. Das Vntere Manderscheyd an dem Fluß Lesar / auch in der Eyffel / ligt sehr wol / vnd hat daher gute Gelegenheit / vnnd gehöret den Herrn Graffen von Manderscheid / wie der Author daselbst berichtet. Vnd diess Orts wird darumb allhie gedacht / weiln die Graffen von Manderscheid / vnter die Stände deß Westphälischen Craisses gesetzt werden
Eine Beschreibung von Manderscheid ist außerdem auch in Band 16 „Topographia Circuli Burgundici“ in Kapitel VII. "Von dem Hertzogthumb Lüzelburg und der Graffschafft Namur" zu finden:
Manderscheid / ein ansehenliches und sehr vestes Castell in der Eyffel / ein Stamm-Hauß der Graffen von Manderscheid / wiewol sie nicht alle Theil daran / und der zugehörigen Graffschafft / sondern sich weit außgebreitet haben; Daher zum Unterscheid der Herrschafften / so sie besitzen / man sie nennet die Graffen von Manderscheid / Scheiden; Andere / von Manderscheid / Geyerstein; Theils von Manderscheid / Keyll / etc. Was aber dieses obgedachte Schloß / davon sich alle Graffen schreiben / anbelangt / so ist es / sampt seiner zugehörigen Graffschafft / ein Lehen deß Hertzogthumbs Luxemburg / von deme auch die Besitzer desselben Schlosses solches empfahen / und deßwegen dem Hertzoge zu Luxemburg huldigen. Sihe / was G. Braun im 5. Theil seines Stättbuchs von dem obern / und untern Manderscheid schreiben thut.