Die Manderscheider Blutbücher
Am 1. August 1869 gründeten 37 Personen den Manderscheider Verschönerungsverein. Unter ihnen waren Hoteliers, Gastwirte, Gewerbetreibende, aber auch der Pastor, der Lehrer, der Förster, der Friedensrichter und Landwirte.
Ziel des Vereins war es, durch den Bau von Wanderwegen, Schutzhütten und Aussichtspunkten den Ort und die Umgebung von Manderscheid für Gäste schöner und attraktiver zu gestalten und so den aufkommenden Tourismus zu fördern.
Die geplanten Maßnahmen waren jedoch allein durch die Mitgliedsbeiträge nicht zu realisieren. Wie also an das nötige Geld gelangen?
Man kam auf die Idee, in den vier Hotels des Ortes – Zens, Fischer-Heid, Hubert Heid und Müllejans – Gästebücher auszulegen, in die sich die Besucher mit Namen, Stand, Wohnort und einer Spende für den Verschönerungsverein eintragen konnten. Die Gäste sollten also finanziell für den Ort „bluten“ und sich im „Blutbuch“ verewigen.
In den Annalen des Vereins tauchen im Jahr 1888 die ersten Einnahmen, immerhin bereits 175,- Mark , aus den Blutbüchern auf.
Durch Zahlung von 20,- Mark erwarb man die Ehrenmitgliedschaft im Verein. 1904 konnte man bereits über 40 Ehrenmitglieder zählen, darunter den Begründer des Eifelvereins Dr. Dronke, den Generalpostdirektor des Deutschen Reichs von Stephan, die Witwe des Malers Friedrich August de Leuw, Prinzessin Lobkowitz, Graf von Brühl, Kommerzienrat von Boch aus Mettlach, den preußischen Landwirtschaftsminister Dr. von Lucius und die Schriftstellerin Clara Viebig.
Bis zum Jahre 1903 schienen die Blutbücher in einfacher und nicht einheitlicher Ausstattung gewesen zu sein, denn in der Generalversammlung des Vereins am 22. Oktober 1903 wurde der frisch gewählte Schriftführer Dr. Cornelius Trimborn damit beauftragt, vier neue Bücher in gleicher und besonderer Ausstattung zu besorgen. Es wurden die heute noch im Original vorliegenden Bücher mit Ledereinband und Knopfverzierung den Hotels zur Verfügung gestellt.
In regelmäßigen Abständen erfolgte die Abrechnung durch den Kassierer des Vereins. Dies war über lange Zeit der Manderscheider Apotheker Leo Bönner. Die größte Summe erhielt er meist im Hotel Zens, was einen Rückschluss auf die damaligen Gäste zulässt.
Im Jahre 1904 beispielsweise betrug die gesamte Spendensumme in den vier Hotels 747 Mark, dem gegenüber standen nur 120 Mark an Mitgliedsbeiträgen. Die Spendenbeträge plus Mitgliedsbeiträge ermöglichten es dem Verein, viele Projekte im touristischen Bereich zu realisieren.
Eine Investition in die Zukunft!
Kaisertempelchen, Balduinshütte, Belvedere, Robertskanzel, Kreuz und Hütte auf dem Mosenberg, um nur einige zu nennen, sind auch heute noch viel besuchte Plätze rund um Manderscheid.
Man wünscht sich heute, für die Zukunft Manderscheids, so manchmal den Pioniergeist und die Weitsicht der 37 Männer von 1. August 1869.