Die Manderscheider Feuerwehr
In den 1870er Jahren gründete eine Gruppe junger Manderscheider Burschen einen Gesangverein. Man traf sich fast wöchentlich in einem Zimmer des Schulgebäudes, um sich mit Singen und Musizieren die Zeit und auch die Langeweile zu vertreiben. Vorsitzender des Vereins war Franz von Recklinghausen. Keiner ahnte damals, dass von dieser sangesfreudigen Truppe einmal die Initiative zur Gründung der Feuerwehr Manderscheid ausgehen würde.
Ende des Jahres 1877 war man wieder zusammen, als die Nachricht kam, dass es in Pantenburg brennt. Sogleich waren alle in höchster Erregung, denn die Bevölkerung hatte noch die schweren Brände von 1864 und 1868 in schrecklicher Erinnerung. Damals wurden in Manderscheid ganze Häuserreihen ein Opfer der Flammen. Hals über Kopf stürzte man in das nahe Spritzenhaus, zog die Spritze heraus und fort ging es hinunter nach Niedermanderscheid, wo die Spritze mit Lieserwasser gefüllt wurde. Inzwischen waren vier Pferde angespannt und im Galopp ging es nach Pantenburg. Dort herrschte große Kopflosigkeit und alle liefen durcheinander. An ein geregeltes Löschen war nicht zu denken.
Franz von Recklinghausen sah sofort, dass erst einmal Ordnung geschaffen werden musste. Er übernahm das Kommando über die mit ihm eingetroffenen Helfer und Spritzenmänner, die sich auch alle willig unterordneten. So war das Feuer bald gelöscht. Alle hatten gesehen, dass durch eine gute Ordnung bei Rettungs- und Löscharbeiten ein Feuer wirksam zu bekämpfen ist. Wieder zu Hause angekommen, beschlossen die Sangesbrüder, eine Feuerwehr zu gründen.
Amtsbürgermeister Heinrich Josef Thielen unterstützte das Vorhaben. Er schickte seinen Polizeidiener Peter Hamannt mit der Schelle durch das Dorf, um die Bevölkerung aufzufordern, sich für die Gründung einer Feuerwehr beim Bürgermeisteramt zu melden. Aber es war wie heute - keiner kam.
Bürgermeister Heinrich Josef Thielen beauftragte daraufhin im Frühjahr 1878 Franz von Recklinghausen mit der Gründung einer Feuerwehr. Dieser erreichte, dass alle Sangesbrüder in die neue Feuerwehr eintraten. Sie wählten ihn zum ersten Brandmeister.
Ihm zur Seite standen: Johann Krump, Bernhard Pantenburg, Johann Praum, Josef Bleckhausen, Nikolaus Pantenburg (Schul), Matthias Röhl (Hoahner), Josef Steffens, Josef Praum (Klässers), Nikolaus Beil, Matthias Bracht, Matthias Stölben, Nikolaus Lönerz, Barthel Neroth, Peter Krämer, Johann Plinkert, Ernst Schmitz, Nikolaus Simons, Nikolaus Engel, Philipp Krump, Johann Steffens, Carl Praum und Theodor Mathy.
Die neu gegründete Feuerwehr konnte auf eine Feuerwehrspritze aus dem Jahre 1835 zurückgreifen.
Nach Franz von Recklinghausen standen folgende Personen der Manderscheider Feuerwehr als Brandmeister vor: Josef Krämer, Alfred de Leuw (1898-1907), Nikolaus Reuter (1907-1919), Oberförster Max Flos (1919-1920), Josef Weinstock (1921-1935), Kaspar Weber (1935-1940), Josef Simons (1940-1941), Matthias Pias (1941-1942), Gustav Oehms (1942-1946), Robert Steffens (1946-1947), Walter Krisor (1947-1949), Rudolf Weber (1949-1962), Karl Zimmel (1962-1980), Walter Müller (1980-1992), Michael Weiler (1992-2002), Manfred Metzgeroth (2002-2017), Sven Senko (seit 2017).
Immer wieder hatten Städte und Dörfer mit schlimmen Brandkatastrophen zu kämpfen. Häufig waren die Brände durch Blitzschläge entstanden. Im mittelalterlichen Städtebau war Holz lange Zeit das vorherrschende Baumaterial. Fachwerkbauten und Häuser, deren Dächer aus Stroh, Schilf oder Holzschindeln bestanden, waren bis weit ins 16. Jahrhundert hinein Bestandteil der gängigen Bauweise, insbesondere in Vierteln, in denen die ärmere Bevölkerung angesiedelt war. Die mittelalterlichen Gassen waren eng und die Häuser standen dicht an dicht. In den Häusern brannten Kerzen oder Fackeln und im Herd loderte ein Kochfeuer. Die Gefahr eines Feuers war ständig gegeben. Erstmal entfacht, konnte es mühelos ganze Straßenzüge überspringen. Brandmauern waren weitgehend unbekannt und die engen Gassen erschwerten die Löscharbeiten. Vielerorts brannten im Abstand weniger Jahrzehnte ganze Stadtviertel nieder und wurden wieder aufgebaut. Auch Manderscheid blieb von Feuersbrünsten nicht verschont.
So berichtet das Kirchenbuch im Jahre 1718:
„Im Jahr 1718, den 24 Mai, in der Kreuzwoche, als die Leute mit der Prozession nach Niederstadtfeld, zwei Stunden von hier, gegangen waren, traf ein großes Unglück die Gemeinde. Kinder wollten sich zum Vergnügen aus in Lauge getränktem und zu Pottasche bestimmtem Holz ein Feuer machen und zündeten den Ort an“. Bei dem Brand verbrannten nebst allen Häusern auch das Pfarrhaus und die erst 1692 erbaute Kirche. Nur der steinerne Turm und das Presbyterium blieben erhalten. Auch alle Kirchenbücher verbrannten. Der Wiederaufbau von Kirche und Stadt wurde vom Baumeister des Kurfürsten Honoré Ravenstein höchstpersönlich geplant.
Infolge eines Blitzschlages wurden am 1. Juli 1726 ein Feuer am 12 Häuser, 16 Scheunen und das Schulhaus am Marktplatz vernichtet.
Im Dezember 1791 notiert der Pfarrer Peter Niesen im Kirchenbuch: „Im Jahr 1791, am 8. Dezember gegen 6 Uhr abends, sind 55 Häuser und 42 Scheunen verbrannt. Das Feuer hatte seinen Ursprung in der Scheune des Johannes Bayer, des derzeitigen Steuereinnehmers. In den Flammen verbrannten Margaretha Gertrud Walscheid und Elisabeth Müller“.
1794 war Manderscheid nach dem Brand von 1791 gerade wieder notdürftig aufgebaut, als französische Revolutionstruppen die linksrheinischen Gebiete besetzten. Auf den Wiesen um die Luzia-Kapelle lagerten um die 4000 Soldaten. Sie plünderten den Ort und legten in der Kapelle Feuer. Dabei verbrannten die Altäre und das restliche Mobiliar. Auch die kurfürstliche Kellnerei wurde nicht verschont. Hier vernichtete das Feuer alle Papiere, sodass auch die beim Brand von 1718 verschonten Akten der Verwaltung und Notariatsakten verloren gingen.
Josef Schilling, der von 1872 bis 1884 Kaplan in Manderscheid war, berichtet in einer von ihm verfassten Chronik, dass in der Nacht vom 5. auf den 6. November 1864 insgesamt 27 Häuser mit Scheunen und Ställen abbrannten.
Am 10. Oktober 1868 wurde ein sogenanntes Viertel Opfer der Flammen.
Weitere Einsätze der Manderscheider Feuerwehr folgten 1897 bei Meyer und 1899 bei Josef Praum. 1904 brannte im Hotel Müllejans ein Flügel ab. Weitere Einsätze folgten 1906 bei Bollonia, 1908 bei Hillesheim und 1911 bei Mittler. 1921 brannte in der Garage des Hotel Hemmerling ein Postauto. Im Januar 1921 brannte es in der Heidsmühle und 1924 in der Neumühle. 1932 folgten Löscharbeiten bei der Witwe Bartel Praum und 1945 bei Steinbach hinter der Kirche. Durch Stromausfall war damals auch die Wasserleitung ausgefallen, sodass Amtsbrandmeister Kaspar Weber kurz entschlossen die alte Spritze von 1835 noch einmal zum Einsatz brachte. Vom Brandweiher am Markplatz bis zur Brandstelle wurde eine Eimerkette gebildet und die alt ehrwürdige Spritze drückte das Wasser durch den Schlauch. So konnte zumindest verhindert werden, dass sich das Feuer auf weitere Häuser ausbreitete. Brandweiher hatten damals eine sehr große Bedeutung. Sie befanden sich am Kriegerehrenmal, auf dem Marktplatz und am Postamt.
Beim durch Bombenabwürfe verursachten Brand der Müllejansschen Scheune am Neujahrstag 1945 wurde Brandmeister Gustav Oehms auf der Leiter stehend durch Beschuss von Jagdbombern verletzt.
Die Alarmierung der Feuerwehr geschah in alten Zeiten mit einem Signalhorn. Viele Jahre wurde dieses vom Bäcker Josef Stölben und auch von Johann Pantenburg aus der Burgstraße geblasen. Der letzte Hornbläser, vor der Installation einer Sirene, war Johann Stölben (Bäckereien Häns).
Nach dem Krieg hatte die Feuerwehr es schwer, ihre Lücken wieder zu schließen. Viele feuerwehrtaugliche Männer waren gefallen, vermisst oder befanden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Nach und nach gelang schließlich, auch mit großer Unterstützung der Gemeinde, ein Neuaufbau.
Vom 29. Juni bis 1. Juli 1963 feierte die Manderscheider Feuerwehr im Festzelt an Luziakirch ihr 85-jähriges Stiftungsfest. Im Festzug wurde die alte Spritze von 1835 mitgeführt. Die Feuerwehr hatte in diesem Jubiläumsjahr 40 aktive Mitglieder. Brandmeister war Karl Zimmel und Kaspar Weber Amtsbrandmeister.
Im Juni 1978 feierte man im Festzelt am Freibad das 100-jährige Bestehen der freiwilligen Feuerwehr.
Am 10. März 1979 wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet. Der Jugendfeuerwehrwart war von 1979 bis 1991 Michael Weiler. Ihm folgte Stefan Hohns.
Im Juli 1993 jährte sich die Gründung der Feuerwehr zum 115. Male, die man im Kurhaus feierte. Ein großer Festumzug und eine historische Schauübung der Alterskameradschaft der VG Manderscheid beendeten die Festtage.
2018 wurde die Feuerwehr stolze 140 Jahre alt.