Die Manderscheider Zigarrenfabrik
Als man in Manderscheid noch Zigarren drehte.
Das milde Klima im Wittlicher Tal ermöglicht bis heute den Anbau von Tabak. Mit ein Grund, warum in Wittlich schon sehr früh Tabak zu Zigarren verarbeitet wurde.
Zu den bekannten größeren Betrieben zählte die Wittlicher Zigarrenfabrik von Samuel Hess in der Oberstraße, gegründet 1887. Die Firma expandierte sehr schnell. Es gab Niederlassungen in Boppard, Adenau und Manderscheid.
Die Filialen in Manderscheid in der Dauner Straße und in Bettenfeld in der Brotgasse wurden 1892 bzw. 1895 gegründet und von dem aus Wittlich stammenden Betriebsleiter Peter Rauhoff geleitet.
Peter Rauhoff war verheiratet mit der Wittlicherin Anna Sibylla Trautzburg. Um 1880 wurde ihr Sohn Balthasar geboren. Er führte nach seinem Vater die Zigarrenfabrik in Manderscheid weiter.
1893 wurde in Manderscheid ein neues Haus mit Fabrik gebaut.
Wegen Erbteilung wurde die Firma 1904 gelöscht und vier Jahre später vom Sohn Fritz Hess neu gegründet. Als Fritz Hess 1925 starb, wurde die Firma aufgelöst. Seine Frau Rosa starb 1930. Beide wurden auf dem Jüdischen Friedhof nahe Wittlich beerdigt.
Die Zeit der Manderscheider Zigarrenfabrik endete mit Balthasar Rauhoff. Er hatte vor 1907 geheiratet und aus der Ehe gingen drei Söhne hervor, die alle in Manderscheid geboren wurden, Peter Balthasar, Karl Alfred und Alexander Rudolf. Karl Alfred übernahm das Haus in der Dauner Straße und betrieb dort bis in die 1970er Jahre eine Fremdenpension.
An die Zeit, als in Manderscheid noch Zigarren gedreht wurden, erinnern nur noch ein paar Holzformen im Heimatmuseum sowie die 1897 erschienene Novelle "Die Zigarrenarbeiterin" von Clara Viebig.
"Von morgens sieben bis zum Mittag und dann wieder vom frühen Nachmittag bis an den dunklen Abend, hockten sie zu Obermanderscheid in den niedrigen Zimmern der Tabakfabrik. Sie bückten die jungen Leiber über die Gefächer mit den vertrockneten Blättern, emsig raschelten ihre Finger darin; der beißende Geruch füllte die Augen mit Tränen, ein Kitzelhusten quälte die Kehle. Die Fensterscheiben liefen an in der dicken Luft. Maria Josefa Brand war die beste Arbeiterin, die flinkste."