Die Perle der Eifel
In der Mitte des 19. Jahrhunderts suchte man in Manderscheid nach neuen Erwerbsquellen. Was hatte man zu bieten? Eine eindrucksvolle Natur vulkanischen Ursprungs, gepaart mit Zeugen einer bewegten geschichtlichen Vergangenheit. Diese schöne Landschaft galt es für den Tourismus zu erschließen. Schon bald suchten erste Erholungssuchende, besonders an der Geologie und Geschichte interessierte Menschen, die Eifel auf.
Im Jahre 1895 veröffentlichte die englische Schriftstellerin Katherine Macquoid ihr Buch „In the volcanic Eifel“. Das Buch löste einen wahren Reiseboom in die bislang wenig beachtete Eifel aus.
„Das Land scheint wie geschaffen für wandernde Touristen, so viele saubere und komfortable Gasthöfe finden sich alle sechs oder acht Meilen, wo dann eine Übernachtung mit Frühstück für etwa zwei Mark zu haben ist.“
So beschreiben Katherine und Gilbert Macquoid 1895 die Landschaft, die sie gerade besucht hatten. Mit dem Zug, per Kutsche und zu Fuß waren sie durch die Eifel und das rheinische Umland gereist. Ihre wichtigsten Stationen waren neben Manderscheid die Orte und Städte Hillesheim, Gerolstein, Pelm, Lissingen, Birresborn, Mürlenbach, Kyllburg, Daun, Eisenschmitt, Himmerod, Sankt Thomas, Trier, Igel, Bad Bertrich, Cochem, Burg Eltz, Münstermaifeld, Koblenz, Andernach, Maria Laach, Köln und Kleve.
In Manderscheid wohnten die Macquoids im Hotel Fischer. Sie blieben vierzehn Tage und beschrieben in bezaubernder Weise ihre Wanderungen in der Umgebung. Erstmal wird der Ort hier „Perle der Eifel“ („The Pearl of the Eifel“) genannt.
„Wir hatten schon etwas Schönes erwartet, aber nicht solch ein außergewöhnliches Bild, wie es sich uns in seinem schönsten Augenblick, bei einem glühenden Sonnenuntergang, darbot. Unter uns lag eine tief gewundene Schlucht, mit den verschiedensten Bäumen und Büschen begrünt und graue Felsen schauten zwischen Ihnen heraus. In ihrer Mitte erhob sich ein unregelmäßiger Schieferfels zu ziemlicher Höhe über der glitzernden Lieser. Diese fließt ganz um den Felsen herum und auch um beide Burgen, so dass man manchmal zwei Ströme zu sehen glaubt. Auf allen Seiten wucherten Wildblumen und Farne. Rechts, am fernen Ende der Schlucht, erhob sich der Turm der Niederburg. Auf einem Schieferhügel erbaut und umgeben von Ruinen, liegt er hoch über seinem kleinen Dorf und der steinernen Brücke über die Lieser. Links am anderen Ende der Schlucht, aber durch die Lieser von ihr getrennt, sahen wir den Wachtturm der Oberburg, ihr steiler Hügel hebt sich schroff über den Fluss.“
Im Buch ist auch die erste, von Thomas Macquoid gezeichnete Wanderkarte von Manderscheid und Umgebung abgedruckt.
Katharine Sarah Macquoid lebte von 1824 bis 1917. Über sechzig Bücher sowie Beiträge in Zeitschriften hat sie geschrieben. Sie war vor allem für ihre historischen Novellen und Romane und Reisebeschreibungen bekannt. Katherine Macquoid arbeitete mit ihrem Mann Thomas als Illustrator und später mit ihrem Sohn Gilbert als Schriftsteller zusammen.