Köhler-Kolonien im Kunowald, im Heeger Wald und bei Eisenschmitt
Ein mit der Eisenschmitter Hüttenindustrie eng zusammenhängendes Handwerk war die Köhlerei. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts siedelten sich im Raum Großlittgen-Eisenschmitt ganze Köhlerkolonien an.
Im Familienbuch der Pfarrei Großlittgen, in der dortigen Pfarrchronik und in der Schulchronik von Eisenschmitt finden wir vielfältige Hinweise. Solche Kolonien siedelten sich im Kunowald (Karl-Bettenfeld) , im Heeger Wald (Großlittgen-Himmerod) und bei Eisenschmitt an.
Pfarrer Görg schrieb um 1910 in der Pfarrchronik Großlittgen, dass vor 1800 sowohl beim Schmelzen des Eisens als auch bei der Herstellung und Verarbeitung von Schmiedeeisen und Stahl fast ausschließlich Holzkohle als Brennmaterial Verwendung fand. Um den Bedarf zu decken, wurde die Ansiedlung von Köhlerkolonien gefördert. Görg schrieb weiter, dass manche Familien viele Jahre dort lebten und die Namen der Taufpaten belegen, dass „sie mit der hiesigen Bevölkerung Verkehr pflegten“. Meist waren die Köhler aus anderen, oft weit entlegenen Gegenden. Aus den im Familienbuch beigefügten Ortsnamen der Paten ist zu schließen, dass die Köhlerkolonien größer waren als auf den ersten Blick scheint. Pfarrer Görg fand für das 18. Jahrhundert mehr als 70 Personen, die mit der Kolonie im Kunowald und ca. 20 Personen, die mit dem Heeger Wald in Beziehung standen.
Die Kolonie im Kunowald.
Heinrich Flöring mit Maria Catharina und einem Kind aus Bettingen bei Hillesheim. Frau Flöring war die Patin des am 26. Mai 1727 in Karl geborenen Johann Peter Rosen. Lorenz Flöron sowie Johann und Margareta Pauli aus Weiskirchen mit einem Kind. Friedrich und Elisabeth Werner aus Blankenheim mit einem Kind. Philipp und Catharina Klarener aus Eckfeld mit drei Kindern. Johann und Margareta Grings aus Kirchweiler mit zwei Kindern. Martin und Catharina Worge aus Dundorf mit zwei Kindern. Peter und Maria Frengs aus Merschdorf mit einem Kind. Peter und Anna Margareta Luoy aus Roeding in Luxemburg mit einem Kind. Johann und Maria Johanna Salzgeber aus Busenbach mit zwei Kindern. Heinrich und Anna Maria Flaacher aus Waldbreitbach mit einem Kind. Philipp und Catharina Klein aus Eckfeld mit einem Kind. Thomas und Gertrud Mayer aus Malbergweich mit einem Kind. Peter und Anna Catharina Hermann aus Birresborn mit 2 Kindern. Joseph und Anna Maria Müllen mit zwei Kindern (Herkunft nicht genannt). Johann und Anna Ludwig aus Saarlouis mit drei Kindern. Peter und Maria Angela Barlin aus Hillesheim mit einem Kind. Nicolaus und Anna Catharina Carpentier aus Heeg mit zwei Kindern. Anton und Magdalena Miesse aus Dohm mit einem Kind. Angela Assemacher mit einem Kind. Heinrich und Anna Maria Lauer aus Osburg mit einem Kind. Peter und Anna Elisabeth Brünner mit einem Kind.
Die Kolonie im Heeger Wald.
Nicolaus und Anna Maria Carpange mit zwei Kindern. Johann Karl und Maria Elisabeth Kuchs mit fünf Kindern. Maria Magdalena Chuch. Johann und Helena Scheid aus Losheim mit einem Kind. Peter und Rosina Weber aus dem Elsaß mit einem Kind. Johann Mathias und Maria Elisabeth Trädingen aus Niederkail mit einem Kind.
Eine Episode aus der Eisenschmitter Kolonie
Lehrer Baptist Prinz schrieb in der Schulchronik über die Köhler. Diese Schilderung unterscheidet sich deutlich von der des Pfarrers Görg aus Großlittgen. „Auch scheint es, daß die Familien, welche in früherer Zeit solche Waldarbeiten verrichteten, auch im Walde in sogenannten Köhlerhütten wohnten. Diese Leute, die sich an keine Gemeinde, keine Kirche, von Schule konnte keine Rede sein, anschlossen, der Welt also abgeschlossen lebten, wurden dann auch von den alten Bewohnern Eisenschmitts Heiden genannt. So erzählte mir im Jahre 1839 die damals 80 Jahre alte Jungfrau, Susanne Flesch, daß sie als Mädchen von 20 Jahren zum Bau der hiesigen Kapelle, wie sie bis zum Jahre 1847 bestand, Steine beigetragen habe. Damals hätte man auch die Heiden ersucht, Steine und sonstiges Baumaterial herbeischaffen zu helfen, wozu sie sich aber nicht herbeilassen wollten. Die Heiden waren auch nicht in die Kirche gegangen, sondern immer um die Kirche herum stehen geblieben. Ich habe die Angehörigen einer gewissen Familie mit dem Beinamen ´die Heiden´öfter nennen gehört, auch die braune Hauptfarbe kennzeichnete die Familienmitglieder.“
Quellen: Pfarrchronik Großlittgen, Bd. 1, Seite 84, Familienbuch der Pfarrei Großlittgen, Bd. 1, Seite 430ff., Schulchronik Eisenschmitt, Bd. 1, Seite 9f.