Was haben Großlittgen, Manderscheid und Laufeld mit den Festböllern des Herrn von Pidoll zu tun? (1803)
Während heute selten gewordene Böllerschützen meist mit kleinem Gerät arbeiten, war das früher anders. Damals konnte eine mit Kanonen abgeschossene Böllerkugel schonmal 80 Pfund wiegen.
Vor circa 200 Jahren kam es zwischen den beiden Kirchengemeinden von Großlittgen und Manderscheid zum Streit über neun Böllerkugeln, die in den Eisenwerken der Eichelhütte geschmiedet worden waren und dem dortigen Besitzer von Pidoll gehörten. Dierer verlieh sie zu besonderen Anlässen.
Der damalige preußische Amtsbürgermeister von Manderscheid, Martin Heid, hielt 1819 im Beschlussbuch die wesentlichen Fakten über diese Episode aus der „Franzosenzeit“ fest.
„Im 11. Jahr der Regierung machte der Hochwürdige Herr Bischof von Trier seine Umreise. Der Herr Beaury, damaliger Maire (Amtsbürgermeister) schrieb den 15. Fructidor, 11. Jahres der Regierung (2. September 1803) an die Herren Munizipalräth der Gemeinde Großlittgen und begehrte die 9 Böller, gelehnt zum Empfang des Herrn Bischof, erhielt aber weder Böller noch Antwort auf sein Schreiben. Der Herr Beaury sah sich daher genöthigt, selber nach Großlittgen zu reisen. Die Böller wurden verborgen und verläugnet. Er legte den Herren Verwahrer und Verwalter derselben über den Werth an baarem Geld dar, und sagte ihnen, sie sollten das Geld in Sicherheit halten, bis er die Böller zurücklieferte, worauf sie ihm antworteten, daß sie zwar einige Böller hätten, welche aber nicht ihr eigen seyen, sondern dem Herrn von Pidoll und dürften ohne deßselben wißen und willen selbe nicht abgeben. Darauf ging der Herr Beaury zum Herrn von Pidoll auf Eichelhüt und bath ihn, die 9 Böller zum Empfang des Bischofs leien zu wollen, weil die Großlittger selbe nicht herausgeben wollten.
Der Herr Pidoll gab dem Herrn Beaury einen schriftlichen Befehl, daß die Großlittger dem Herrn Beaury seine Böller auf der Stelle sollten folgen laßen, und sagte noch zudem dem Herrn Beaury, sollte selbe in Manderscheid behalten, bis er weiter darüber verfüge. Bey diesem war gegenwärtig Herr Hayer (Schwiegersohn von Pidoll), welcher jetzt zu Bruch wohnt. Nun ging Herr Beaury zurück nach Großlittgen und gab denselben den Befehl von Herrn von Pidoll, darauf gaben sie ihm 8 Böller, einer der größten ließ er beim Carl Theisen liegen, 7 brachte er nach Manderscheid. Später hat Herr von Pidoll seinen Sohn Carl geschickt, welcher 4 davon an die Kirche von Laufeld verkauft hat, hierüber könnte der Herr Pastor von Laufeld vermutlich weitere Auskunft geben, auch der Herr Carl Pidoll, Förster zu Dürbach.
Das alles war geschehen vor dem Jahre 1810, ehe ich (Martin Heid) im Dienste war. So blieben noch 3 Böller zu Manderscheid. im Jahre 1812 ließ der Herr Hayer das 80 Pfund schwere für einen neuen Wagen zu beschlagen gegen Schein abnehmen. […]."